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PRODUKTIONSNOTIZEN

Die im Folgenden beschriebenen Drehtage hinterließen besonderen Eindruck auf
mein Team und mich.

ORCAS

Am Morgen des sechsten Drehtages sind die Wellen ziemlich stark, trotzdem wollen wir Orcas filmen. Gleich am Anfang der Fahrt stürze ich an Bord so unglücklich, dass ich mir einen Fingerbruch zuziehe, was aber erst drei Tage später diagnostiziert wird. Vorerst denke ich, der Finger sei nur verstaucht und kühle ihn in, indem ich die Hand ins Wasser halte. Wir fahren weiter raus zu den Fischern, die ihre Langleinen mit Steinen in die Tiefe sinken lassen, wo bis zu drei Meter lange Blauflossenthunfische anbeißen. Wir hoffen, dass die Orcas versuchen werden, den Fischern ihren Thun von den Leinen zu stehlen. Schon auf dem Weg dorthin sehen wir eine Familie von sechs schnell ziehenden Orcas. Der Skipper bringt das Boot so in Position, dass wir den Orcas in den Weg springen können. Doch als wir mit der Kamera im Wasser sind, tauchen die Wale kurz vor uns ab. So kehren wir Taucher zum Boot zurück und es geht weiter. Schließlich erreichen wir die Stelle, an der etwa 30 spanische und marokkanische Boote relativ nah beieinander in der starken Dünung schaukeln. Viele der Boote haben bereits einen Thun an der Leine und kämpfen mit ihm, um ihn müde zu machen.

© Bernd Nies / Orcas und das Stella Maris Film Zodiac

Damit die riesigen Thunfische nicht die Nussschalen der Fischer zerschlagen, sobald sie an Bord sind, reißen die Fischer immer wieder an der Leine, bringen den Thun hoch und lassen ihn wieder absinken, bis er schließlich so müde ist, dass er ins Boot gezogen werden kann. Auf den letzten Metern beginnt der Wettlauf mit den Orcas: Sie schnappen oft zu, wenn die Fischer den erschöpften Thun gerade ins Boot ziehen wollen. Wir machen uns bereit, zwischen den Booten zu tauchen. Eine Orca-Gruppe zieht hin und her. Gefährlich sind für uns vor allem die Angelleinen, an denen bereits Thune hängen. Der Blauflossenthun kann nicht nur bis zu 600kg schwer werden, er ist auch mit bis zu 75km/h einer der schnellsten Fische auf der Welt. Im Todeskampf ziehen sie die Angelleinen in rasend schnellen Zirkeln durch das Wasser. Als Unterwasserkameramann Gerd Hägele und ich ins Wasser kommen, tauchen die Orcas ab. Es sieht nach einem weiteren missglückten Versuch aus. Wir wollen schon gerade wieder das Wasser verlassen, da macht uns der Skipper plötzlich Zeichen. Wir schauen uns um und sehen in diesem Moment, dass vier Orcafinnen genau auf uns zukommen. Gerd macht die Kamera fertig und geht auf Tiefe. In diesem Moment sehe ich, dass sich etwas Silbriges von ihm löst: Es ist sein Tauchermesser, das er gerade verloren hat. Glitzernd verschwindet es in der Tiefe. Ein schlechtes Omen? Dann, plötzlich, sehen wir ihn! Ein Orca taucht ganz nah vor unserer Kamera vorbei. Etwa fünfzig Meter weiter macht er kehrt und kommt direkt auf mich zu – was die Sache wirklich spannend macht... Dann, wie auf ein Signal, dreht er wieder um und taucht im tiefen Blau ab.

Fotos nur zur Bewerbung des Films - keine Archivierung!
Bitte Nennungsverpflichtung beachten.

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